Freitag, 08. Juli 2022
19.00 Uhr Vortrag zur Historie der Kirche (Anton von Keitz, Ortschronist - Verein für Heimat & Brauchtum
anschließend Musik zur Abendstunde unter der Linde
Samstag, 09. Juli 2022
15.00 Uhr Kaffee und Kuchen mit gemütlichem Beisammensein unter der Linde
17.00 Uhr Theaterstück der Theatergruppe des Gymnasiums Vacha unter der Leitung von Antje Helm
ab 20.00 Uhr musikalischer Ausklang
Sonntag, 10. Juli 2022
10.00 Uhr Festgottesdienst mit Namensgebung
12.00 Uhr gemeinsames Mittagessen,
13.00 Uhr Blasmusik mit den "Oberkrayenberger Musikanten", anschließend Kinderfest, Kaffee und Kuchen, gemütlicher Ausklang bis in die Abendstunden.
„Kirche in Kieselbach“ und „Die Kambachsmühle ...“
Geschichte der Kirche in Kieselbach
Die Kirche in Kieselbach wird im 2021 stolze 500 Jahre alt. Ein Zeitraum, den es zu betrachten lohnt. Die Geschichte ihrer Entstehung, Umgestaltung und Nutzung wird hierbei sowohl von dem Gebäude als auch den gesellschaftlichen und religiösen Verhältnissen der jeweiligen Zeit beeinflusst und bestimmt.
Um jedoch die Leistungen der Menschen ihrer Zeit richtig einordnen und letztlich beurteilen zu können, muss man die Gegebenheiten der vorangegangenen Epochen mit ihren teilweise existenzbedrohenden Ereignissen in die Betrachtungen einbeziehen.
Aus diesen Überlegungen haben wir in unserer Darstellung der zeitlichen Begebenheiten des Kirchenbaues zunächst die vorgeschichtliche Besiedlung und die danach folgende Christianisierung sowie die prägenden mittelalterlichen Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse vorangestellt.
Inhalt:
Die Kambachsmühle ein geschichtsträchtiger Ortsteil von Kieselbach
Kambachsmühle ist ein Ortsteil der Gemeinde Kieselbach im heutigen Wartburgkreis unmittelbar an der Thüringisch-Hessischen Landesgrenze. Der kleine Ort mit einer bewegten und historisch reichen Vergangenheit liegt an der Landstraße nach Berka, der Verbindungsstraße von der B 84 über Springen und Berka/Werra nach Gerstungen. Seinen Namen verdankt der Ort der ehemaligen Mahlmühle, die 1575/76 als „Kambachsmühle“ erwähnt wurde und die zu dem 1436 erstmals erwähnten Lehnsgut an der Kambach gehörte, dessen Bewohner den Herren auf der Krayenburg zehntpflichtig waren. Beide Teile dieses Hofes mit der Mühle und der darin zeitweise betriebenen Ziegelbrennerei existieren heute nicht mehr.
Entstanden ist der Ort Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Errichtung einer Pulverfabrik, deren Aufgabe darin bestand, die stark wachsenden Kaliindustrie an der Werra mit Sprengstoff für den Abbau des Kaligesteines in den Gruben zu versorgen. Traurige Berühmtheit erlangte diese Fabrik während des zweiten Weltkrieges, als Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge für die Kriegswaffen- und Rüstungsproduktion in Abteroda und der Grube in Springen unter widrigsten Verhältnissen eingesetzt wurden.
Die Autoren schildern die außergewöhnliche Geschichte des Ortes und seiner Bewohner, belegt durch zahlreiche historische Nachweise und Bilder, in eindrucksvoller, historisch wertvoller Weise.
Der Inhalt im Überblick:
Der Verein startete im März 2010 im Dorfgemeinschaftshaus seinen Ausstellungszyklus „Historisches Handwerk in Kieselbach und der Krayenberg - Region“.
Damit beabsichtigten die Heimatfreunde das traditionelle Handwerk in Kieselbach und der Krayenbergregion in Erinnerung zu rufen. Die erste Ausstellung befasst sich mit der Holzgewinnung und Verarbeitung.
Hier wurde, angefangen vom Holzlieferanten „Wald“ und den dort arbeitenden Menschen, dem Holztransport in die Sägewerke, die dortige Verarbeitung sowie die Herstellung von Fertigprodukten aus Holz, dargestellt. Mit Hilfe der ausgestellten Dokumente, Urkunden und Fotos wurde dieser Weg nachgezeichnet. Interessante Werkzeuge und Exponate aus den einzelnen Berufsgruppen des holzverarbeitenden Handwerks wie Stellmacher, Schreiner, Böttcher, Drechsler und Korbmacher waren zu sehen. Intarsienarbeiten, Holzspielwaren und Korbflechtarbeiten ergänzten die Ausstellung.
Im Oktober 2010 wurde die zweite Ausstellung im
Rahmen des Austellungszyklus durch die Heimatfreunde organisiert. Dabei stellt der Veranstalter Berufe vor, die bedeutsam im jeweiligen Handwerk sind. Wie beispielsweise den Beruf des Kürschners,
des Schuhmachers, der Spinnerinnen, des Webers, des Schneiders. Außerdem waren Exponate zu sehen, die die Häkel-, Strick- und Nähtechniken von damals und heute zeigen. Auch wurde in der
Ausstellung eine Kieselbacher Persönlichkeit gewürdigt, nämlich das „Stickfräulein“. Mit über 400 Besuchern an zwei Tagen stellte dies für den Verein ein
Rekordergebnis dar.
Im Mai 2011 gestaltete der Verein die dritte
Ausstellung im Rahmen des Ausstellungszyklus.
Hier wurde, angefangen von den ersten frühgeschichtlichen Funden von
Metallgegenständen in der Merkerser Flur, der Ansiedlung von Schmieden, speziell in Kieselbach und Merkers, sowie die Entwicklung des Handwerks über die vergangenen Jahrhunderte, dargestellt.
Anhand von Dokumenten, Urkunden und Fotos wurde dieser Weg nachgezeichnet. Im Gegensatz zu den bisherigen Ausstellungen, kam bei dieser auch die praktische Vorführung des Handwerks nicht zu kurz.
So konnte der Hufbeschlag und das Schmieden von Kleinteilen bestaunt werden. Interessante Werkzeuge und Exponate aus dem Schmiedehandwerk und von Hobbyschmieden rundeten die Ausstellung ab. Darüber hinaus wurde ein Ausblick über die Entwicklung
einzelner Schmiedebetriebe bis in die heutige Zeit geboten.
Am 28. und 29. Mai 2016 wurde im Dorfgemeinschaftshaus der Ausstellungszyklus „Historisches Handwerk in Kieselbach und der Krayenberg - Region“ fortgesetzt. In den Mittelpunkt dieser Ausstellung rückten die Organisatoren das Bäcker- und das Fleischerhandwerk. Gleichzeitig wurden aber auch frühere Verkaufseinrichtungen, vom ersten Geschäft der Konsum-genossenschaft bis hin zum Kolonialwarenhändler, dargestellt und gewürdigt. Dabei wurden, neben Gerätschaften für die Hausschlachtung und die Herstellung von Backwaren auch Fertigprodukte gezeigt, welche auch käuflich erworben werden konnten. Vielfältige Dokumente, Urkunden und Fotos zeigten die Tätigkeiten der Handwerker und zeichneten den Weg vom „Rohstoff“ zum Produkt nach. Während dessen konnten interessierte Besucher dem Fleischer Rene Schmidt bei der Herstellung von Wurstwaren über die Schulter schauen und diese Waren anschließend verkosten. Interessante Werkzeuge und Exponate aus den einzelnen Berufsgruppen sowie ein historischer Abriss der jeweiligen Verkaufseinrichtung waren zu sehen.
„100 Jahre Wasserleitung und historisches Handwerk“
Der
Verein richtete im November 2012 eine Ausstellung zum
Thema „100 Jahre Trinkwasserleitung in Kieselbach“ aus. Gleichzeitig fand der Ausstellungszyklus „Historisches Handwerk in der Krayenberg - Region“ mit dem Klempner- und Spenglerhandwerk
seine viert Auflage. Ein ganz außergewöhnlicher Höhepunkt war die Präsentation von 60 Originalkarikaturen zum Thema Wasser, die freundlicherweise durch den Vachaer Künstler Horst Saar zur
Verfügung gestellt wurden.
Diese gesamte
Ausstellung umfasste Dokumente und
Bildmaterialien, welche die Trinkwasserversorgung vor dem Leitungsbau
darstellten. Des Weiteren wurde die Notwendigkeit des Baus der Druckwasserleitung, auch durch die unzureichende Löschwasserversorgung, bei zurückliegenden Bränden in Kieselbach, dokumentiert. Ein, nach den Originalbauplänen,
gestaltetes Modell des „Wasserwerks“ in Kieselbach rundete die
Ausstellung ab.
Mit der leitungsgebundenen Versorgung mit
Trinkwasser entwickelte sich auch der Handwerksberuf des Klempners. Diesem Beruf wurde durch die Darstellung einer Klempnerwerkstatt mit einer Vielzahl historischer Werkzeuge und Maschinen sowie
handgefertigter Exponaten Rechnung getragen.
Die Geschichte der Kieselbacher Schule, „Im Schlag 10“
Unser Heimatort Kieselbach verfügt zu Beginn des 20. Jahrhundert über zwei Schulhäuser. Die sogenannte 1. Schule, Am Lindenberg 1 und die 1869 eingeweihte 2. Schule in der Fuchsgasse. Die 2. Schule war gleichzeitig Bürgermeisteramt, so dass auch hier der Platz für schulische Zwecke beschränkt war. In diesen Schulen unterrichteten im Jahre 1905 zwei Lehrer, Karl Wallner und Martin Hort, 190 Schüler. Im Schreiben vom 3. August 1905, das der Großherzogliche Bezirksschulinspektor Heiland aus Dermbach an das Schulamt richtete wird ausgesagt, dass sich die Zahl der Schulkinder bis zum Jahre 1910 auf 240 erhöhen würde. Zudem sei einer der Lehrer durch einen Schlaganfall gesundheitlich angegriffen, der andere müsse 109 Schüler in 32 Unterrichtsstunden pro Woche unterrichten. Deshalb seien seine Sprachorgane stark in Mitleidenschaft gezogen. Im vorliegenden Schreiben heißt es weiter: „ Es macht sich daher die Anstellung eines dritten Lehrers und der Neubau einer dritten Schule nötig. Der Unterzeichnete richtet an das Großherzogliche Schulamt hiermit den Antrag, den Schulvorstand in Kieselbach zur Beschlussfassung hierüber und den erforderlichen Vereinbarungen mit dem Gemeinderat zu veranlassen und das in dieser Angelegenheit weiter erforderliche wahrzunehmen.“ Der Kieselbacher Gemeinderat reagierte kurze Zeit später. Am 3. Dezember des gleichen Jahres nimmt der Bau der neuen Schule feste Konturen an. Ein Beleg für die Finanzierung der Schule findet sich im Schreiben des Großherzoglich Sächsischen Staatsministerium des Kultus in Weimar vom 19. Mai 1908, in welchem mit Hinweis auf die enormen Kosten des Schulbaues von 40500.-- Mark eine Beihilfe von 5000.-- Mark gewährt wird. Am 10. Juli 1908 erfolgte die Abnahme des Rohbaus der Schule. Anwesend waren die Herren Bezirksdirektor Weimar und Schulrat Heiland, sowie Baurat Jaenisch aus Dermbach, die Mitglieder des Schulvorstandes Kieselbach, der Gemeinderat und die beteiligten Baugewerbe. Bis auf einige unbedeutende bauliche Veränderungen zeigte sich die Abnahmekommission befriedigt. Somit konnte der Innenausbau und die Gestaltung der Freiflächen abgeschlossen werden. Mit der Einweihung der neuen Schule „Im Schlag 10“, hat die Gemeinde Kieselbach die Situation für Lehrer und Schüler entscheidend verbessert. Die Einrichtung von zwei Schulräumen mit angrenzenden kleineren Zimmern, der im Obergeschoß liegenden Lehrerwohnungen und des anschließenden Schuppens ist für damalige Zeiten eine moderne Lösung schulischer Probleme.
Bis 1945/46 werden die unteren Räume
ausschließlich zu schulische Zwecke genutzt. Ganze Generationen von Schülern und Lehrern lernen und lehren dort gemeinsam. Die Schule „Im Schlag 10“ wird auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges
weiterhin für den Unterricht genutzt. Nach den Kriegswirren und in Folge des wochenlangen Unterrichtsausfalls, normalisierte sich das schulische Leben allmählich. Probleme sind in dieser schweren
Zeit vor allem fehlende Unterrichtsmaterialien, neue Lehrbücher, die den Bildungs- und Erziehungszielen in der damaligen sowjetischen Besatzungszone beinhalten, fehlende Lehrkräfte, die durch den
Fronteinsatz der Lehrer, zuweilen auch durch ihre Suspendierung verursacht werden, bis hin zu Folgen der allgemeinen Not. So ist zum Beispiel die Beschaffung von Heizmaterial, die Organisierung
von Wohnraum für die nach kurzer Ausbildung eingestellten „Neulehrer“ und die Unterbringung und notdürftige Ausstattung der aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten Vertriebenen und ihre Kinder
eines der vielen Probleme, der sich die Gemeinde Kieselbach stellen muss. 1947 wird der Kindergarten vom Schulgebäude „Am Lindenberg 1“ in die Schule „Im Schlag 10“ verlegt. 1953 erfolgte ein
erneuter Umzug in die Vachaer Staße, in der der Kindergarten noch heute sein Domizil hat. Seit 1967 war in dem Gebäude der Schulhort untergebracht. Hier wurden die Hortkinder mit Unterbrechungen
bis zum Jahre 2000 betreut. Außerdem befand sich zwischenzeitlich die Schulspeisung in den Räumlichkeiten. Nachdem durch die Wirren der Wendezeit die Tätigkeit der Gemeindebibliothek einige Zeit unterbrochen war, wurde diese im linken unteren Raum für einige Zeit
eingerichtet. Sie teilte sich den Raum anfangs mit dem Schulhort und nach dessen Auszug ab 2001 mit dem Regionalmuseum. Im Jahre 2005 erfolgt der Umzug in neue Räume der heutigen Grundschule „Am
Kieselbach“. Seit der Eröffnung des Regionalmuseums am 12. Juni 2005, ist dieses der einzige Nutzer der gesamten unteren Etage des Gebäudes. In den oberen Geschossen befinden sich weiterhin
gemeindeeigene Wohnungen.
Im Jahre 2014 wurde von den Mitgliedern damit begonnen eine „Häuserdatei Kieselbachs“ zu erstellen. Hier werden alle Gebäude Kieselbachs erfasst, die in historischen und gegenwärtig aktuellen Dokumenten Erwähnung finden. Darin werden unter anderem historische und aktuelle Fotos gesammelt, ehemalige und derzeitige Bewohner aufgelistet und Episoden zum Hintergrund des Gebäudes beleuchtet.
Grundlage dafür ist eine Gebäudeliste des ehemaligen Kieselbacher Lehrers Richard Sonnenschmidt aus den 30-er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Übere Jahre hinweg wurde diese durch Mitglieder des Vereins vervollständigt und durch den Ortschronisten zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Das Ergebnis konnte im Rahmen eines Vortrags am Beispiel ausgewählter Objekte der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Fotoausstellung Sabrina Mey:
Fotographie ist eine Kunst. Sie besteht vor allen Dingen darin, ein geeignetes Motiv zum rechten Zeitpunkt, unter dem richtigen Lichteinfall mit einem geschulten Auge aufzuspüren. Aber die allergrößte Kunst des Fotographen besteht wohl darin, genau in diesem Augenblick auch eine Kamera dabei zu haben. Seit Jahren begibt sich Sabrina Mey zu jeder Tages- und Nachtzeit mit ihrer Kamera auf Streifzüge durch die Natur. Dabei ist es ihr hervorragend gelungen, zahlreiche Impressionen aus den vier Jahreszeiten im Bild festzuhalten. So sind Sonnenauf- und Untergänge, Naturschauspiele aus der gesamten Region um den Krayenberg sowie Tier-, Blumen- und Pflanzenwelt auf ihren Fotos zu bewundern. Mit äußerster Akribie entstanden, unter ihrem Blick für das Detail und ihre ruhige Hand, interessante, faszinierende Fotos von Schmetterlingen, Käfern, Spinnen und Spinnennetzen. Viel Geduld bringt sie bei der Auswahl ihrer Objekte auf. Geduld, die sie braucht, um auch den günstigsten Lichteinfall abzuwarten.
Sabrina Mey nahm bereits sehr erfolgreich an Wettbewerben teil, liefert Fotos zum jährlich erscheinenden Heimatkalender „Impressionen aus der Krayenbergregion“ und hatte mehrere eigene Ausstellungen in der Region.
Im Buch Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens von 1911 (Prof. Dr. P. Lehfeld und Prof. Dr. G. Voss) findet man zur Linde folgenden Eintrag: „Dorflinde über der Dorfstraße auf ummauertem Platz. Auch der Stamm des Baumes ist ummauert mit niedrigen Steinen. Der Platz liegt am Abhang der Kirche und bietet eins der landschaftlich fesselndsten Beispiele der Dorflinden dieser Gegend.“ Der Platz unter der Linde wurde 1938 in der Schrift „Auf dem Anger thüringischer Dörfer“ beschrieben. Wörtlich heiß es hier: „Kieselbach, Landkreis Eisenach: Einer der ansprechendsten Dorfplätze in Mitteldeutschland! Eine große Fläche bedeckt er; mächtige Mauern mußten aufgeführt werden, bevor der Boden geebnet und damit für den Gebrauch bequem hergerichtet war. Nun schaut man von ihm die Straßen des Dorfes hinab und hinauf, läßt den Blick schweifen bis hin zu den Bergen, die das Werratal begrenzen. Zementfüllung schützt die alte Linde vor raschem, unerwünschtem Verfall“. Wie in vielen Orten war auch in Kieselbach die Dorflinde ihrem Ursprung nach eine Gerichtslinde, unter der die Grundherrschaft ihre „Patrimonialgerichtsbarkeit“ (niedere Gerichtsbarkeit) ausübte. Urkundlich ist belegt, dass Graf Adam von Beichlingen während seiner Amtszeit 1535 bis 1538 in Kieselbach ein Zeughaus und eine Richtstätte erbauen und das Halseisen anbringen ließ. Reste dieses mittelalterlichen Folterinstrumentes befanden sich noch bis in die jüngere Vergangenheit an der Nordseite der Lindenmauer. Die sogenannten „Rügegerichte“, welche abwechselnd in Tiefenort und Kieselbach stattfanden, ahndeten vorwiegend Holz- und Felddiebstähle. Sie sprachen jedoch nicht nur Rügen aus, sondern verhängten auch Geldstrafen. Urkundlich ist auch belegt, dass 1631 an einem Tag zwei Männer und eine Frau aus Tiefenort wegen Mordes auf dem Gerichtsplatz unter der Kieselbacher Dorflinde verurteilt und durch den Scharfrichter Hans Schwerdt aus Eisenach enthauptet wurden. Nach dem 30-jährigen Krieg verlor die Dorflinde ihre einstige Funktion als Gerichtslinde und wurde zur „Gemeindelinde“. Jedoch wurde 1692 nachweislich eine letzte Gerichtshandlung unter der Linde abgehalten. Anfänglich diente nun der Platz dazu Gemeindebeschlüsse zu verkünden und Bekanntmachungen auszurufen. Eventuell könnte er auch als Marktfläche genutzt worden sein. Später wurde der Lindenplatz neben den Ort der amtlichen Informationen immer mehr zum kulturellen Mittelpunkt der Gemeinde. So traf sich hier die Dorfjugend zu Spiel und Tanz, die ältere Generation zum Austausch von Neuigkeiten. Im Alter von 441 Jahren musste die Linde im August 1993 wegen nicht mehr reparabler Sturmschäden gefällt werden. Die jetzige Linde wurde am Kirmessonntag des gleichen Jahres nach dem Gottesdienst eingeweiht. Noch heute findet sich traditionell die Kirmesgesellschaft zum Tanz unter der Linde ein und die Kirchgemeinde lädt jährlich zu ihrem Kirchfest. Leider nagte in der jüngeren Vergangenheit der Zahn der Zeit an der sandsteinernen Umfassungsmauer, sodass diese einer dringenden Sanierung bedurfte. Der „Jubiläumsverein Kieselbach 1155“ spendete für diese Aufgabe 10 000 € aus den Einnahmen der 850-Jahrfeier. Im Jahre 2009 konnte die sanierte „Linde“ wieder von der Bevölkerung in Besitz genommen werden.
Unser Gedenkstein trägt die lateinische Inschrift „villa nostra Kiselbach“ übersetzt bedeutet das „Unser Dorf Kieselbach“. Dies sind die Anfangsworte des Originaltextes der Eintragung in der „Geburtsurkunde“ unseres Heimatortes.
Das Bildnis ist einem alten Gemeindesiegel unseres Dorfes, welches in den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts verwendet wurde, nachempfunden. Dieses wiederum bezieht sich auf die Grabplatte „Graf Adams von Beichlingen“ die sich in der Peterskirche zu Tiefenort befindet. Er blickt in seinem Gebet auf die „Dorflinde“ die er während seiner Amtszeit auf der Krayenburg als Richtstätte in Kieselbach 1535 erbauen ließ.
Aus der Rede zur Enthüllung des Stein stammen die folgenden Worte: „Dieser Stein soll all denjenigen gewidmet sein, die zum Gemeinwohl, dem Miteinander der Einwohner, sowie zu einer positiven Entwicklung unseres Dorfes beitragen. Möge dieser Stein, wie die Lindenmauer, Jahrhunderte überdauern, und die Kieselbacher an ihre Geschichte erinnern, sie aber auch stets dazu auffordern ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen und die Zukunft unseres Heimatortes aktiv zu gestalten“.
Gestaltung und Anfertigung des Gedenksteins: Firma
„Morgenweck Naturstein und Restaurierung“, Wünschensuhl
10 Jahre danach - Erinnerungen an die Festwoche zum Jubiläum „850-Jahre Kieselbach“
Fast auf den Tag genau, am 19.06.2015, zehn Jahre nach dem Startschuss zur Jubiläumsfestwoche in Kieselbach gestaltete der Verein einen Vortragsabend zur Erinnerung an die Höhepunkte des Dorfjubiläums.
Dabei wurde in Wort und Bild an die Festwoche von 2005 erinnert. Natürlich stand der historische Festumzug im
Mittelpunkt der Vorstellungen. Außerdem wurde aber auch an die Vorbereitung dieses Events und an die sich daraus entwickelnden späteren Höhepunkte wie Adventsfenster, Frühstückstafel, die
Aufführung der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens oder auch die Sanierung des Dorfangers, die Glockenweihe bis hin zur Gestaltung des neuen Spielplatzes erinnert.
Am 06. Oktober 2019 fand in Kieselbach das 11. Kreis - Erntedankfest statt.